Adrian Bleninger plant Teilnahme an der "Vendée Globe" 2024

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Adrian Bleninger will den Stander des ASC rund um die Welt tragen. © Foto: V. Göbner

Großes vorgenommen hat sich Adrian Bleninger. Der 29-Jährige vom Augsburger Segler-Club will den Stander mit der Zirbelnuss um die Welt tragen. Sein Ziel: 2024 an der Regatta „Vendée Globe“ rund um die Erdkugel als Solo-Segler teilnehmen, der mit rund 80 Tagen Dauer härtesten Non-Stop-Wettfahrt der Welt.

Seit Jahren schon hängt Adrian Bleninger diesem Traum nach, inzwischen ist daraus ein Projekt geworden. Bleninger wäre der zweite Deutsche bei diesem Rennen nach Boris Herrmann, der im Januar spektakulär nur Stunden vor dem Ziel einen Fischkutter gerammt und damit das Podium verpasst hatte. Alle vier Jahre nur findet das „Vendée Globe“ statt. Die Strecke führt von der Bretagne in den Südatlantik, südlich vom Kap der Guten Hoffnung, Australien und Kap Hoorn um den Südpol herum, ehe es wieder durch den Atlantik zurück nach Frankreich geht. Über 50.000 Kilometer lang ist die Strecke. Bei der jüngsten Ausgabe dauerte es 80 Tage, ehe die ersten Teilnehmer im Ziel waren. Gesegelt wird allein, ohne jegliche Hilfe von außen - und rund um die Uhr mit immer nur etwa 20 Minuten kurzen Schlaf-Phasen. Die Boote, Typ IMOCA, sind 19 Meter lang, der Mast 29 Meter hoch, die Segel bis zu mehreren hundert Quadratmetern groß.

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Einmal um die „Welt“ führt die Vendée Globe, dabei wird der Südpol umrundet. © Foto: V. Göbner/A. Bleninger

Mit großen Yachten hat Adrian Bleninger schon länger zu tun. Zuletzt war er an einer Restaurierung einer solchen Rennyacht maßgeblich beteiligt. Seit etwa sechs Jahren sieht er sich als Profi-Segler.

Aufgewachsen ist Adrian Bleninger in Windach, unweit des Ammersees. Dort hatte er auch als Kind das Segeln in der 2,3 Meter kurzen Jolle „Optimist“ gelernt. Als 14-Jähriger restaurierte er mit seinem Vater ein altes Holzboot, ein ordentliches Stück Arbeit. Parallel dazu wechselte er in die olympische Laser-Jolle, wurde Mitglied im Augsburger Segler-Club. Bald gab der Jugendliche auch Trainings, engagierte sich in der Jugendarbeit des Vereins. In einem Uttinger Betrieb lernte er Schreiner und machte den Meisterbrief. Es schloss sich eine Ausbildung als Vergolder an, dem Handwerk seines Vaters. „Es hat mich immer wieder zu den Booten gezogen“, sagt Adrian Bleninger – und zwar seglerisch wie beruflich. Mittlerweile segelte er auf größeren Yachten, zunächst auf dem Mittelmeer. Später zog er nach Bremen und dann nach Kiel, lernte auch, wie man Boote baut, mit konventionellen Materialien wie aus Carbon-Fasern. An Bord war er bei den Hochseeregatten der Allrounder mit dem Schwerpunkt auf technischen Aufgaben.

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© Foto: V. Göbner/A. Bleninger

Für die Einhand-Regatta „Vendée Globe“ rund um die Welt hat er sich schon lange interessiert. Gerade die vielschichtige Herausforderung – von der Regattataktik bis zum Bootsbau, auch die körperliche und mentale Herausforderung – reizt ihn sehr. Als der Regattasport von Corona ziemlich ausgebremst war, entwickelte sich Bleningers Traum zum Plan: „Ich arbeite seit eineinhalb Jahren daran.“ Rein technisch sieht er ideale Voraussetzungen, zumal während des Rennens oft eine Reparatur nach der anderen an dem extrem belasteten Material zu bewältigen ist. „Da kommen sämtliche Ausbildungen zusammen“, sieht er sich gut gerüstet.

Für 2021 hat Adrian Bleninger einen Sponsor gefunden, der zumindest einen Teil der ersten Schritte finanziert. Bleninger hat in Frankreich ein zehn Meter langes One-Design-Boot gechartert, das bei Einhand-Seglern beliebt ist. Mit diesem Boot kann er trainieren und einzelne Regatten segeln. In einem Rennen über mehrere Etappen in Frankreich („Tour de Bretagne“) hat er gesehen, auf welch hohem Niveau in dieser Szene gesegelt wird. Mehreren Materialschäden und auch taktische Fehler machten ihm schwer zu schaffen.

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Mit einem eindrucksvollen Vortrag informierte Adrian Bleninger die Mitglieder des ASC über sein Vorhaben, an der Einhandregatta Vendée Globe teilzunehmen. © Foto: V. Göbner

Demnächst wird er nochmal als Bootsbauer in einem anderen Projekt arbeiten. „Für die nächsten Regatten ist aber noch ein Sponsor nötig“, so Bleninger - und ist damit beim Thema des Budgets für sein Vendée-Globe-Projekt: „Das ist tatsächlich die ambitionierteste Hürde.“ Acht bis zehn Millionen Euro wären „die Benchmark“ für eine Kampagne mit einem gebrauchten Boot. Aus dem Refit im vergangenen Jahr weiß Bleninger, welches Potenzial und welche Arbeit darin stecken. Momentan schwebt ihm aber ein Neubau vor, möglichst aus Flachs oder vielen solchen Teilen, der Nachhaltigkeit wegen. Selbst wenn sich das nicht realisieren lassen sollte – sein „Rennstall“ würde auf alle Fälle unter der Prämisse der Nachhaltigkeit arbeiten. Die gigantischen Plastikinseln auf den Weltmeeren haben ihn aufgerüttelt. Dazu hat er das „Happy Ocean Project“ gegründet. „Das Meer ist mein zweites Zuhause – und da wird jede Minute eine ganze LKW-Ladung Plastikmüll reingekippt“, zeigte er sich bei einem Vortrag im Juli im ASC entrüstet. Selbst wenn man da erst einmal nur „klein anfängt, kann man eine Menge erreichen“, ist auch bei diesem Projekt sein Credo.

Bis er tatsächlich auf einer eigenen Yacht alleine um die Welt regattiert, ist es noch ein weiter Weg.

Autor: Volker Göbner

Mehr und fortlaufende Informationen findet man auf Adrians Social-Media-Kanälen, die unter www.adrianbleningerracing.com verlinkt sind.